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Bisher orientierten sich Wissenschaftler meist an Vorbildern in der Natur bei der Entwicklung von Antibiotika. Nun ist man auf eine bisher unbekannte Taktik bei dem Krankenhauskeim Pseudomonas aeruginosa gestoßen.

Das neu entdeckte Toxin richtet sich gegen die RNA, die die Umsetzung der Erbinformation zu Proteinen vermittelt. Die meisten Bakteriengifte greifen lebenswichtige Proteine anderer Mikroorganismen an oder zielen direkt auf deren Erbgut.
Nun wurde herausgefunden, dass Pseudomonas aeruginosa selbst ein Toxin absondert. Dieses wirkt als Antibiotikum und tötet andere Bakterienarten ab.

John Whitney (Teamkollege der Forschungsgruppe) sagt: „Unsere Forschungsarbeit zeigt, dass das Toxin auf essenzielle RNA-Moleküle anderer Bakterien abzielt und sie dadurch funktionsunfähig macht“.
Das Forschungsteam um Nathan Bullen von der McMaster University Hamilton in Kanada untersuchte, wie genau das RhsP2, so wird das Toxin genannt, auf molekularer Ebene wirkt. Es handelt sich wohl um eine sogenannte ADP-Ribosyltransferase , welche in der Lage ist, kleine Anhängsel an andere Moleküle anzufügen und so deren Funktion zu beeinflussen.

Bemerkenswert vielseitig ist die Aktivität von RhsP2
, so die Autoren. Beispielsweise stört das Gift die Aktivität der tRNAs, die normaler Weise die Bausteine für die Proteine an die richtige Stelle bringen sollen. Außerdem behindert es ein Ribozym, welches zuständig ist für den Abbau von RNA-Molekülen. Eine neue Klasse von Antibiotika könnte entwickelt werden aus Sicht der Forscher, die die gleiche Schwachstelle ausnutzen wie das RhsP2-Toxin.

Dies könnte helfen, Behandlungsmöglichkeiten gegen Erreger zu finden, welche gegen die meisten bisher existierenden Antibiotika resistent sind.

Quelle: Bakteriengift liefert Ansatzpunkt für neue Antibiotika - wissenschaft.de